In Au-Wädenswil wurde im Frühjahr 2003 ein bemerkenswertes Zentrum eingeweiht, das nicht nur als ökumenischer Sakralraum, sondern auch als weltlicher Begegnungsort geplant wurde. Um die Errichtung eines „Mehrzwecksaales“ zu vermeiden hatten die Zürcher Architekten Christian Gautschi und Bettina B. Storrer auf einer räumlichen Trennung zwischen den Gemeinschaftsräumen und der Kapelle bestanden, denen sie jeweils einen eigenen kubusförmigen Baukörper zuwiesen. Diese Kuben stellten sie im rechten Winkel L-förmig aneinander und bildeten so bewusst ein äusserlich unspektakuläres Bauwerk, das in einer Sackgasse am Ende eines Wohnquartiers gelegen „en passant“ nicht als Kirchen- und Gemeindebau zu erkennen ist. Parallel zum Hang befindet sich das weltliche Begegnungszentrum mit verschiedenen Räumen und einer Cafeteria, die sich mit einer verglasten Front zum Platz hin öffnen. Die Kapelle ist dagegen als in sich gekehrte Besinnungsstätte geschlossen konzipiert und ihr Eingang unter den Portikus eingezogen. Eine flache Holzdecke überspannt den Kapellenraum, der durch ihre markanten Balken rhythmisiert wird und optische Weite erhält. Bettina Storrer vergleicht die Kapelle mit einem Schmuckkästchen, weil sie sich nach aussen hin unprätentiös gibt und in ihrem Inneren ein Kleinod birgt, dessen Faszination gerade in der Kargheit der natürlich belassenen Betonwände sowie in der Verwendung von Birnbaumholz und Schiefer liegt. Die wohl wichtigsten Baumaterialien sind jedoch verschiedenste teilweise mehrschichtige Gläser aus Floatglas, Glasfasergespinst und gelb gefärbtem Antikglas, mit denen die Architekten das Aussenlicht einfangen und in den Kapellenraum weiterleiten, filtern, brechen und strukturieren. Sie erreichen dadurch bemerkenswerte Lichtwirkungen, die je nach Sonnenstand zwischen weiss, gelb und gold oszillieren und auch skulpturale Schattenwürfe auf den kargen Betonwänden bilden. Das Gehäuse der Orgel nach unserem Entwurf übernimmt die Raumproportionen und fügt sich dadurch harmonisch in das introvertierte Gotteshaus ein. Wie die Kapelle ist auch sie kubusförmig gestaltet und entsprechend den räumlichen Lichtwirkungen vor der Prospektfront mit speziellen horizontalen Glasplatten versehen. Diese sind wie Schuppen überlappend schräg gestellt und weisen Zwischenräume auf, durch die der Klang der Pfeifen austreten kann. Das am 9. Januar 2011 geweihte Instrument verfügt nach einer Disposition von Christian Enzler über 9 Register auf zwei Manualen und Pedal mit Schleifladen und rein mechanischer Traktur bei gleichschwebender Temperatur.